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Zufällige Anfrage wurde zum Geschäftsmodell

Sieversdorfer Landmaschinen – Das im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin ansässige Unternehmen hat längst deutschlandweit einen Namen in der Branche.

Begonnen hatte alles kurz nach der Wende, als van der Mee nach Ostdeutschland reiste. Der Landmaschinenhändler aus Bramsche bei Osnabrück wollte sondieren, ob es hier einen Markt für Gebrauchtmaschinen aus den alten Bundesländern gab. Doch das Interesse daran war sehr verhalten, wie er bald feststellte. Denn die ostdeutsche Landwirtschaft war mit Technik reichlich ausgestattet, auch wenn diese einen hohen Investitionsbedarf aufwies. Besonders auffällig die hohe Stückzahl an ZT-Traktoren und HW 80-Anhängern. Van der Mee: „Mir imponierte die einfache, aber robuste und leistungsstarke Technik. Da steckte findige Ingenieursarbeit dahinter, die sich auf das Funktionale, Langlebige konzentrierte!“

Firmengründung mit ostdeutschem Partner

Aus der zufälligen Anfrage eines niederländischen Partners entwickelte sich ein Geschäftsmodell, das ursprünglich ganz anders geplant war: Van der Mee kaufte und verkaufte an einen Niederländer in großem Stil ostdeutsche Technik auf, die auf Vordermann gebracht und dann in den Nahen Osten exportiert wurde. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Im Februar 1992 gründete Thomas van der Mee die Sieversdorfer  Landmaschinen GmbH, gemeinsam mit dem später ausgeschiedenen ostdeutschen Partner, dem Landtechnik-Ingenieur Erhard Gohlke. Ging es zunächst darum, ZT-Traktoren zu vermarkten und mit gebrauchten Landmaschinen zu handeln, kam schon bald der Verkauf von kompakten russischen Belarus-Traktoren und Aufbauten für HW 80-Anhänger hinzu. 2011 wurde der Belarus-Vertrieb eingestellt, dafür spezialisierte sich das Unternehmen fortan auf die Transporttechnik für den hiesigen Markt. Wegweisend war, dass die Sieversdorfer eine Lösung gefunden hatten, die alten Chassis der HW 80-Anhänger wieder neu aufzubereiten. Nun entwickelten sie ein breites Programm an Allzweck-, aber auch speziellen Aufbauten, so für die Maisernte und für Ballentransporte. Seit zehn Jahren kommt ein eigens entwickeltes Chassis mit der Bezeichnung SLMA 16.40 zum Einsatz, das Transporte mit einem Gesamtgewicht von bis zu 16 t zulässt.

Alttechnik überholen und Neue verkaufen

Doch nach wie vor werden gebrauchte Anhängerfahrgestelle komplett überholt und Aufbauten erneuert, je nach Wunsch des Kunden. „Der steht bei uns obenan“, versichert Thomas van der Mee. „Ob der Anhänger nach links oder nach rechts abgekippt wird, ob eine besondere Aufbauhöhe oder eine geteilte Bordwand gefragt ist, wir kümmern uns darum.“ Um der regen Nachfrage zu entsprechen, vertreibt Sieversdorfer neben den HW 80 auch weitere Transporttechnik, so von Kröger Agroliner und HAWE-Wester. Außerdem befindet sich auf dem Standort einer der größten Mietfuhrparks in Nordbrandenburg mit rund 100 Anhängern: natürlich HW 80, aber auch Schwerlastanhänger, Miststreuer, Überladewagen und Ballentransportwagen. Zum Service gehören ein großes Ersatzteillager und ein eigener Lkw, um schnell die geforderte Ware auszuliefern. „Technik mieten ist gerade in Corona-Zeiten sehr gefragt, denn dadurch lassen sich Risiken minimieren und Leistungsspitzen besser bewältigen.“

Nächste Generation schon dabei

Diese Einschätzung teilt auch Jan-Hendrik van der Mee. Der Junior ist nach einer Lehre zum Großhandelskaufmann und einem Studium als Wirtschaftsingenieur Agri-Business, Schwerpunkt Agrartechnik, seit Dezember 2020 im Unternehmen beschäftigt. Er kümmert sich zunehmend um das operative Geschäft, um den Vater zu entlasten, der im kommenden Jahr 65 Jahre alt wird. Zudem liegt ihm sehr viel daran, engagierten Nachwuchs für die Firma zu gewinnen. Diese hat derzeit 20 Beschäftigte und bietet auch eine Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker sowie zum Großhandelskaufmann an, die Stellen dafür sind derzeit aber noch nicht besetzt. Das könnte sich aber schnell ändern, denn Sieversdorfer Landmaschinen lädt am 10. Juni ab 9 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Dieser soll ein Dank an die vielen Kunden in der Branche sein und eine Feier zum Jubiläum für die Beschäftigten.

- WOLFGANG HERKLOTZ

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